Die Nationalratswahl 2017 gehört der Vergangenheit an. Und es ist wie immer. Die Sieger haben alles richtig gemacht. Die Verlierer alles falsch. Demnach hat die ÖVP-Kampagne prächtig funktioniert und die der Grünen war ein Rohrkrepierer. Aber was ist der Grund dafür?
Die grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek meinte noch am Abend der bitteren Niederlage, ihre Kampagne sei die einzige gewesen, die auf Inhalte gegangen sein. Wenn man sich die Werbebotschaften der anderen Parteien ansieht, so hat Frau Lunacek damit gar nicht unrecht. Anhand der Plakate war auf jeden Fall nicht ersichtlich, für was ÖVP, SPÖ, FPÖ oder die NEOS stehen. Da wurde eher mit klassischen Werbeparolen gearbeitet.
Ziehen also Kampagnen, die mit konkreten Inhalten arbeiten, nicht? Haben sich hier die grünen Werbestrategen vertan?
Naja, dieses Mal hatten sie es mit einem „Produkt“ zu tun, das schwerverkäuflich war und mit Peter Pilz einen Mitbewerber, der ihnen die „Grün-Käufer“ massenweise abwarb. Auf der anderen Seite schnellte die ÖVP mit der Verlautbarung, dass Sebastian Kurz der Spitzenkandidat sei, um 10 Prozent in die Höhe, noch ehe die Werbekampagne so richtig gestartet war. Die ÖVP hatte also ein richtig gutes Produkt.
Okay, aber mal abgesehen von der Spitzenkandidatin für die die Werber wirklich nichts können. Der Kampagne der Grünen muss man einen Vorwurf machen. Wie auch in der Vergangenheit war sie unglaublich selbstverliebt. Lustige Wortspiele richteten sich maximal an die KernwählerInnen. Die Grünen schafften es einfach nicht, ein verständliches und für die WählerInnen relevantes Versprechen zu formulieren. Jörg Haider war hier der absolute Meister. Er hatte ein unglaubliches Gespür und es gelang ihm regelmäßig politische Inhalte für breite Wählerschichten zu verknappen. Die Grünen waren mit ihren Botschaften zu abgehoben.
Es waren aber nicht nur die Inhalte. Die Grünen „kämpften“ so traditionell wie die Altparteien. Der Wahlkampf war wirklich „alt“.
Als wir 2013 den Nationalratswahlkampf für die NEOS mit einem lächerlich kleinen Werbebudget machten, konzentrierten wir uns voll auf die digitalen Medien und führten einen Wahlkampf, den es in dieser Form in Österreich noch nicht gegeben hatte. Wir dominierten die digitalen Medien und mobilisierten so die WählerInnen. Aus diesen Erfahrungen entwickelten wir unsere heutige New Market Selling-Strategie, die ein zentrales Element unserer Digitalagentur page 84 darstellt.
Schon 2013 zahlten die Grünen pro Wählerstimme mehr als alle anderen Parteien, die im Nationalrat vertreten waren. Beim Nationalratswahlkampf 2017 ist es nicht anders. Mit ihrem Werbebudget von knapp mehr als 4 Millionen Euro schafften sie es auf 192.638 Stimmen. Eine Wählerstimme kostete die Grünen also über 20 Euro. Das ist wirklich viel.
Der Neustart der Grünen braucht mit Sicherheit deshalb nicht nur neue Gesichter, auch eine neue politische Kampagne ist gefragt. Denn Österreich braucht grüne Ideen. Also neue Kräfte bündeln liebe Grünen, damit Ihr wieder in den Nationalrat kommt…